Stroh und die Alternativen – welche Einstreu ist die beste?
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Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.
Einfache Frage, aber keine einfache Antwort. Denn die Wahl der Einstreu hängt von vielen verschiedenen und zum Teil widersprüchlichen Faktoren ab. Ein Überblick.
Ob nun in der Box oder im Liegebereich einer Gruppenhaltung – das Pferdebett sollte so wenig stauben wie möglich und nicht durch Schimmelpilze oder andere Schadorganismen verunreinigt sein, kurz: Die Hygiene muss stimmen. Gleichzeitig soll es federnd und weich sein, nach unten isolieren und möglichst Grip bieten, damit die Pferde beim Aufstehen und Hinlegen nicht ausrutschen. Ebenfalls elementar: die Saugfähigkeit des Materials, damit Ammoniak und andere Faulgase aus den Fäkalien gebunden werden und die Stallluft möglichst wenig belasten. Warum das alles wichtig ist? Die Einstreu in der Box hat großen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden des Pferdes. Atemwegserkrankungen sind ein omnipräsentes Thema auf Deutschlands Stallgassen, besonders in der Winterzeit, wo die Pferde häufig mehr Zeit im Stall verbringen und sowohl Raufutter als auch Einstreu durch die Lagerung an Qualität verlieren können. Gleichzeitig spielen Verfügbarkeit, Anschaffungspreis, Lagerhaltung, Verbrauch, Entsorgung und Arbeitsaufwand eine große Rolle in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation des Stallbetreibers. Da kann es zu Interessenskonflikten kommen. Wobei in erster Linie das Wohlergehen der Pferde über die Wahl des Materials entscheiden sollte. Dr. Christa Finkler-Schade, promovierte Agrarwissenschaftlerin, Sachverständige für Pferdezucht und -haltung sowie Gründerin der Fachberatung für Pferdebetriebe, Schade & Partner, erklärt: „Futter und Einstreu sind enorm wichtige Themen für Stallbetreiber. Die Verteuerung für beides ist enorm. Gleichzeitig ist die Hygiene von den Ernte- und Lagerbedingungen abhängig. Die Herausforderungen, vor denen Stallbetreiber stehen, können Jahr für Jahr unterschiedlich sein. Aber das ist nicht das einzige Problem. Letztlich ist es eine Vielzahl der Faktoren, die optimiert werden müssen, um die Pferde gesund zu halten.“
Haltung und Fütterung optimieren
Mit anderen Worten: Es reicht nicht, die Boxen betroffener Pferde mit alternativem Material einzustreuen und das Heu zu wässern bzw. zu bedampfen. Davon sinkt die Staubkonzentration in der Stallluft nicht ausreichend. Es muss die gesamte Stallgasse umgestellt werden. Dr. Christa Finkler-Schade rät: „Hat man es in einem größeren Betrieb mit mehreren betroffenen Pferden zu tun, kann man für sie einen eigenen Stalltrakt einrichten, der entsprechend ihren Bedürfnissen gemanagt wird. Allerdings müssen die Bedingungen auch im übrigen Stall angepasst werden.“ Dr. Finkler-Schade empfiehlt daher Pferdehaltern grundsätzlich, das Raufutter nicht auf der Stallgasse zu lagern. Lässt sich das gar nicht vermeiden, sollte es mit einem atmungsaktiven Fleece abgedeckt werden. Zudem sollten Stallarbeiten optimalerweise erledigt werden, wenn die Pferde nicht zugegen sind.
Die Qualitätskontrolle von Heu und Stroh für alle Pferde sollte selbstverständlich sein. Wenn die eigene Ernte hygienisch mangelhaft war, hilft nur die Wahl einer Alternative. Bereits 2008 konnte im Rahmen einer Dissertation an der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen nachgewiesen werden, dass Strohpellets im Vergleich zu unbehandeltem Stroh und auch zu Spänen am wenigsten Staub entwickeln. Stroh war hingegen der Sieger in Sachen Ammoniakbindung (das allerdings nur bei praktizierter Matratzenstreu mit 14-tägigem Entmisten und ansonsten abäppeln und nachstreuen). Wobei die Doktorandin einräumte, dass die Schadgasbindung bei Strohpellets und Spänen wohl besser gewesen wäre, hätte man mehr davon nachgestreut. Letztlich sind also auch hier unterschiedliche Faktoren zu berücksichtigen, wenn es um die Wahl einer gesunden Wohlfühlmatratze fürs Pferd geht. Die Pros und Contras unterschiedlicher Einstreuarten:
Stroh
Meist aus Weizen. Als Nebenprodukt des Getreideanbaus in der Landwirtschaft (in der Regel) gut verfügbar und günstig. Pferde liegen gerne auf Stroh, zudem bietet es ihnen Beschäftigung, weil sie es fressen können und ergänzt so die Raufutterration. Der Mist kann auf die Felder ausgebracht und als Dünger verwendet werden, bei entsprechendem Mistanteil auch in Biogasanlagen.
Was gegen Stroh spricht: nicht sehr saugfähig (Geruchs- und Schadgasentwicklung), Lagerung aufwändig, arbeitsintensiv, häufiges Ausmisten vonnöten. Qualität von der Ernte abhängig und daher stark schwankend. Häufig staubig und je nach Erntebedingungen mit Schimmelpilzsporen belastet. Letzteres ist insbesondere bei Außenlagerung und hoher Luftfeuchtigkeit ein Problem. Oft lässt es sich aber nicht vermeiden, das Stroh zwar abgedeckt, aber im Freien aufzubewahren. In Phasen hoher Luftfeuchte büßt es an Qualität ein und es bildet sich Schimmel – besonders, wenn in der kalten Jahreszeit die Sonne herauskommt und das feuchte Material erwärmt.
Hobelspäne
Pro: Entstaubte Hobelspäne aus Weichhölzern stauben weniger als Stroh und sind in geringerem Maße mit Bakterien und Pilzsporen belastet. Weniger Arbeitsaufwand, da weniger nachgestreut werden muss.
Contra: Höhere Faulgasbelastung der Stallluft, teurer, schwieriger zu entsorgen, isolieren weniger gut, höherer Bedarf an Heu als Raufutter, um die Pferde zu beschäftigen. Isolieren im Stall weniger gut. In Plastik verpackt.
Strohhäcksel / Strohmehl / Strohpellets
Auf den ersten Blick die ideale Alternative zu Stroh, denn hier wird Stroh zerkleinert, entstaubt und entkeimt. Durch die Zerkleinerung wird das Stroh saugfähig und die Mistmenge, ebenso wie der Arbeitsaufwand reduziert. Versuche an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) haben gezeigt, dass Strohpellets im Vergleich zu Stroh und Holzspänen die niedrigste Staubkonzentration in der Stallluft verursachen. Auch der Verbrauch ist im Vergleich geringer. Weitere Pluspunkte: platzsparende Lagerung, einfach Entsorgung. Wird genügend Heu gefüttert, fressen die Pferde die Strohprodukte in der Regel nicht, hat Dr. Christa Finkler-Schade festgestellt.
Allerdings sind die Strohprodukte aufwändiger in der Herstellung und dadurch teurer. Und auch hier gilt: Die Qualität des Ausgangsprodukts ist entscheidend, das Stroh muss wirklich sehr gut entstaubt worden sein.
Leinstroh
Auch Leinstroh wurde an der Hochschule Nürtingen-Geislingen untersucht. Dabei war der Einfluss auf den Staubgehalt im Stall rund viermal (!) so hoch wie bei normalem Weizenstroh. Nicht ganz so stark, aber annähernd war die Staubkonzentration bei Hanfstreu. Beides ist also eher nicht zu empfehlen.
Weichholzpellets
Werden laut Herstellern aus Abfällen der Holzindustrie gewonnen, sollen die Feuchtigkeit sehr gut binden, kaum stauben und nahezu keimfrei sein. Zudem wird mit geringem Arbeitsaufwand und Mistanfall geworben. Die Pellets sollen biologisch abbaubar sein. Sie quellen bei Kontakt mit Feuchtigkeit auf und bilden dann eine Matte. Angeblich braucht man nur abzuäppeln sowie die feuchten Stellen zu entfernen und zu ersetzen. Doch das hält Dr. Christa Finkler-Schade aus hygienischer Sicht für fragwürdig. Was die Entsorgung angeht, befürchten manche Landwirte die Übersäuerung ihrer Böden durch das Einbringen des Mists mit hohem Holzanteil. Hersteller empfehlen, das vorher abzuklären. Das gleiche gilt, wenn man den Mist zu einer Biogasanlage bringen will.
Miscanthus
Auch Elefanten- oder Chinagras genannt. Kommt ursprünglich aus Asien und zeichnet sich als schnell nachwachsender Rohstoff aus. Kann hierzulande angebaut werden und benötigt angeblich keine Pflanzenschutzmittel. Wird zerkleinert, entstaubt und pelletiert verkauft. Die Pellets zerfallen bei Kontakt mit Flüssigkeit und bilden dann eine Matte.
Pro: „Die Saugkraft von Miscanthus ist überzeugend“, sagt Dr. Christa Finkler-Schade. Allerdings weist sie auch darauf hin, dass ähnlich wie bei Strohprodukten der Entstaubungsvorgang von entscheidender Bedeutung ist. Man muss sich also auf seinen Lieferanten verlassen können. Zudem ist das Material wesentlich teurer als Stroh.
Worauf man außerdem achten sollte, ist das Hygienemanagement. Dr. Finkler-Schade: „Hinter die Empfehlung, eine Einstreu über Monate oder sogar Jahre in der Box zu lassen, würde ich ein großes Fragezeichen setzen!“ Hersteller werben unter anderem mit sogenannten Rotteförderern, die man der Einstreu beimengen soll. Was genau darin enthalten ist und wie der Prozess funktioniert, wird nicht verraten. Aber es wird versprochen, dass Ammoniak effektiv gebunden und statt eines Fäulnis- ein Rotteprozess angestoßen wird, durch den aus dem Mist wertvoller(er) Dünger wird. Eine Nachfrage bei der HfWU in Nürtingen-Geislingen ergab, dass zumindest hier dazu noch keine Forschungen angestellt wurden und auch sonst keine bekannt sind. Dafür hat man hier andere Einstreuarten untersucht, die derzeit viel besprochen werden.
Grünschnitt
2024 wurde eine Masterarbeit an der HfWU mit dem GWP-Förderpreis (Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd) ausgezeichnet, in der Grünschnitt als Einstreu in der Pferdehaltung unter die Lupe genommen wurde. Grünschnitt? Wer jetzt an Menschen in grünen Latzhosen denkt, die Holzreste und Blattwerk in einen Häcksler stecken, liegt nicht falsch. Die Verkäufer dieser Materialien werben damit, dass ihre Untergründe weich, saugfähig, staubarm und hygienisch sind. Natürlich darin enthaltene Mikroorganismen sollen die Schadgase der Fäkalien zersetzen. Das Produkt soll problemlos zu entsorgen und zudem sehr sparsam sein. Was die ökonomischen Vorteile angeht, die haben sich bei der Untersuchung der Hochschule Nürtingen bestätigt. Über das Jahr verteilt, ist Grünschnitt sogar im Vergleich zu Stroh wirtschaftlicher. Was allerdings das Wohlbefinden der Pferde angeht, war Stroh klar im Vorteil. Zwar wurde Staub in feuchtem Grünschnitt effektiv gebunden, doch hier legten die Pferde sich deutlich seltener hin, sowohl in Einzel- als auch in Gruppenhaltung. Und je trockener die Einstreu wurde, desto höher wurde auch die Staubbelastung. Sie überstieg dann auch die von Stroh. Das Liegeverhalten konnte verbessert werden, wenn auf den Grünschnitt eine Strohmatte ausgebracht wurde. Dann jedoch war die Staubkonzentration am höchsten. Dr. Christa Finkler-Schade berichtet aus ihrer Erfahrung mit dem Material: „Der Begriff ,Waldboden‘ ist irreführend. Meist handelt es sich dabei um Grünschnitt mit unklarer Herkunft und fragwürdiger hygienischer Qualität.“
Die Expertin:
Dr. Christa Finkler-Schade ist promovierte Agrarwissenschaftlerin, Sachverständige für Pferdezucht und -haltung sowie Gründerin der Fachberatung für Pferdebetriebe, Schade & Partner. Seit 2005 ist sie hier Geschäftsführerin und berät Zuchtbetriebe, Gestüte, Pensions- und Ausbildungsställe, Vereine und Hengsthalter ebenso wie Sportställe der klassischen Reit- und Fahrdisziplinen, Rennställe usw. Ihre Beratungsschwerpunkte sind: Ernährung (Reit-, Rennsport, Zucht, Diäten), Gestütsmanagement, Haltungskonzepte, Weidemanagement und Sachverständigen Gutachten.