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3. März 2023, von Dominique Schroller

Dressurfit mit den Werndls

Warum körperliche und mentale Fitness für Pferd und Reiter entscheidend ist, verraten die beiden Spitzenreiter im Interview und in unserer neuen Podcast-Folge. 

© Equitana
In einem Ausbildungsabend zeigten Jessica von Bredow-Werndl und Benjamin Werndl 2019, worauf es ihnen bei der Pferdeausbildung ankommt. 

Sie sind das erfolgreichste Geschwisterpaar im deutschen Dressursport. Sie ist Doppelolympiasiegerin, er gewann Bronze bei den Weltmeisterschaften in Herning im vergangenen Jahr. Benjamin Werndl und Jessica von Bredow-Werndl sind jedoch nicht nur Spitzensportler, sie bilden auch sehr engagiert junge Pferde und Reiter aus. Was ihnen dabei wichtig ist und wie sie sich für den Dressursattel fit halten, das haben sie uns im Interview verraten. Noch mehr über sich erzählen sie in der neuen Folge des Equitana-Podcast

© Equitana
Benjamin Werndl fasziniert mit leichsten Hilfen schwierigste Lektionen zu reiten. 

 

© Equitana
Für Jessica von Bredow-Werndl ist die Grundvoraussetzung, dass ihr Pferde glücklich sind. 

 

Was motiviert Euch, jeden Tag in den Sattel zu steigen? 

Benjamin Werndl: Das war in der Dressur stattfindet, das sich mit feinsten Hilfen und in leichtester Weise die schwersten Dinge macht - das fasziniert mich immer noch und deswegen liebe ich das, was wir tun. Wir bilden Pferde aus und stecken da ganz viel Liebe rein, aber wir interessieren uns auch für eine Weiterentwicklung, denn wir lernen so viel von den Pferden und können das wieder für die nächste Generation nutzen. Wir haben einen tollen Weg gefunden, sie zu motivieren, dass sie auch richtig Spaß haben an dem, was sie da tun. 

Jessica von Bredow-Werndl: Mich motiviert diese Liebe zu diesen wundervollen Wesen und auch diese Faszination für die Körpersprache und die nonverbale Kommunikation. Denn die Pferde spiegeln uns. Sie sind so feinfühlig und reagieren auf die kleinsten Signale. Mich reizt es, diesen individuellen Zugang zu jedem einzelnen Pferd zu finden, ihr Potenzial herauszukitzeln und sie zu stolzen Persönlichkeiten zu entwickeln. 

Welche Grundlagen sind Euch bei der Ausbildung junger Pferde besonders wichtig? 

Jessica von Bredow-Werndl: Das wichtigste ist, dass die Pferde glücklich sind. Dafür tun wir mit unserem Team jeden Tag unser Bestes. Wir sorgen dafür, dass sie genügend auf die Koppel kommen und Bewegung haben, aber wir räumen auch alle Hindernisse aus dem Weg, die sie daran hindern könnten, ihr volles Potenzial zu entfalten. Dazu gehört der Sattel, das Gebiss, die Fütterung, aber eben auch wir als Reiter. Deshalb gehört für uns auch die Fitness dazu, damit wir in der Lage sind, die Bewegungen unserer Pferde weich abzufedern. Das sind für uns die Voraussetzungen für den Sport. 

Benjamin Werndl: Wir möchten die best-möglichen Reiter für unsere Pferde sein. Wir haben die höchsten Ziele, aber die lassen sich nicht erreichen, wenn das Pferd unglücklich ist. Und das wollen wir auch gar nicht. Der Weg soll und uns den Pferden Spaß machen. 

Wie geht Ihr mit Rückschritten um? 

Benjamin Werndl: Das spüren wir einerseits und die Erfahrung wächst. Doch natürlich machen auch wir Fehler und wir haben auch schon Misserfolge in unserer Karriere erlebt. Daraus haben wir Erkenntnisse gesammelt, die uns weitergebracht haben. Es ist okay, wenn Dinge nicht gelingen. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Meistens kommt man einen Schritt weiter, wenn man einen zurück geht und so ist das auch in der Ausbildung mit den Pferden. 

Jessica von Bredow-Werndl: Wenn es irgendwo nicht so rund läuft, ist es manchmal besser, sich kurz raus zu nehmen, zu reflektieren und in der Zwischenzeit mit dem Pferd einfach etwas Schönes zu machen. Denn wir lernen nur, wenn wir uns mit diesen Situationen auch mental beschäftigen. Die Pferde spiegeln uns lediglich. 

Woran merkt Ihr, dass ein Pferd das Talent und das Herz für den großen Sport mitbringt? 

Benjamin Werndl: Das spüren wir schon beim jungen Pferd. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Pferd auch irgendwann Olympiasieger wird. Gehfreude gehört auf jeden Fall dazu. Dieses Feuer ist vielleicht am Anfang noch zu viel, kann aber später sehr hilfreich sein. Es bleibt eine Herausforderung, aber ich spüre das schon recht schnell. 

Jessica von Bredow-Werndl: Und trotzdem können wir Pferde auch zu diesen Persönlichkeiten entwickeln. Die introvertierte Zaire hat beispielsweise jetzt gelernt, dass Turniere etwas geniales sind. Nicht jedes Championatspferd wird so geboren. Es liegt in unserer Hand, sie zu fördern und mit positiver Verstärkung stolz zu machen. 

Welche drei Übungen sollte jeder Reiter täglich für seine Fitness machen? 

Jessica von Bredow-Werndl: Erste Übung, morgens mit gestreckten Beinen die Schnürsenkel zubinden. Das dehnt schon einmal die komplette Körperrückseite und das tut einfach gut. 

Benjamin Werndl: Dann hätte ich eine Übung, die noch leichter ist. Wenn es geht, sich morgens oder zwischendurch einfach einen kleinen Moment nehmen und nur atmen und in sich hineinhorchen. Denn die Reise mit den Pferden ist auch eine Reise zu sich selbst. Wenn man versucht, die Pferde zu verstehen, lernt man auch sich selbst zu verstehen. 

Jessica von Bredow-Werndl: Und das dritte wäre ein Dankbarkeitsritual. Egal, ob im Stall oder zu Hause - einfach mal das sehen, was gut ist und nicht immer nur das, was noch nicht da ist. Wir sollten einfach dankbar sein, dass wir die Zeit mit diesen wunderbaren Wesen verbringen dürfen. 

Noch mehr über sich und ihren Alltag in Aubenhausen erzählen Jessica von Bredow-Werndl und Benjamin Werndl im neuen Equitana-Podcast. Live könnt Ihr Benjamin Werndl am Montag, 13. April, in einer Lehrstunde erleben.